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Praktikum in Irland

Bericht von Christoph Jenni

Ich durfte von anfangs August bis mitte Dezember ein Auslandpraktikum über Agrimpuls eine Abteilung des Schweizer Bauernverbandes machen. Dank des Berufs- und Ausbildungszetrum Buchs Sargans St.Gallen bot sich mir die Gelegenheit, im 3. Ausbildungsjahr zum Landwirt EFZ die Lehrzeit mit einem Auslandaufenthalt zu kombinieren.

Während der Durchsicht der verschiedenen Praktikumsländer blieb ich an Irland hängen, da ich bereits mit der Landjugendgruppe dort war und mich bereits damals faszinierte wie die Landwirte mit den dortigen Verhältnissen arbeiteten.

So begann meine Reise am 2. August mit dem Flug von Zürich über London-Heathrow nach Cork in Irland. Als ich in London-Heathrow zwei Fluglotsen nach dem Gate fragte, lachten sie mich aus und fragten, ob ich denn nicht wissen würde, wie Nebel und Regen aussieht (mit der Anlehnung auf das eher nasse Wetter insbesondere des diesjährigen Jahres).

Einige Informationen zur Farm:

Die Farm umfasst 150 ha Fläche und davon sind 25 ha mit Sommergerste für die Verfütterung angebaut. Unsere Weidemilch (im Winter Silagefütterung) wurde für die Kerry Group Ltd. in Mallow zu Cheddar, Trinkmilch (UHT), Milchpulver und für die weltbekannte irische Weidebutter weiterverwendet. Die Arbeit erstreckte sich von den diesjährigen verregneten Gersten- und Silageernte übers Reparieren der Maschinen bis hin zum alltäglichen Melken der 100 Friesan-Holstein Kühe. Mein Gastvater hat eine eigene Aufzucht, wo er die Herde mit Hereford und Angus für Mastvieh und Friesan-Holstein (80% Friesan / 20% Holstein), wie auch neuerdings Fleckvieh für die Milchproduktion deckte.

Die Erlebnisse auf der Farm

Die Kühe waren im Sommer rund um die Uhr auf der Weide. Dieses System einer Portionenweide abwechselnd zwischen zwei Weiden bei Tag und Nacht war nebst dem aufkommenden Zero-Grazing (kein weiden) mit dem Eingrasen per Mählader die Hauptbewirtschaftung des irischen Grünlandes. So wie ich es miterlebte, arbeitet die irische Milchwirtschaft mehrheitlich nach dem System der saisonalen Abkalbung, wo man die Trockensteherzeit auf Dezember bis Januar/Februar steuert, wo auch kein wertvolles Futter zum Weiden vorhanden ist. Mir schien das eine kostengünstige Bewirtschaftung, da man sich mit diesem Weidesystem teils die Futterwerbung und das Güllen ersparen kann. Auch die nachgelagerten Betriebe wie Molkereien sind daher noch mehr auf die Laktationsphasen der Kühe eingestellt, wo man auch über den Winter die Verarbeitung teils ganz einstellt und nur auf eine Molkerei in der Region konzentriert. Jedoch wirkt sich dieses System auch auf den Viehmarkt extrem aus, wo er in regelmässigen Perioden im Jahr geradezu mit Rindvieh «überflutet» wird, da viele Viehhalter zum gleichen Zeitpunkt die überzähligen Tiere verkaufen wollen, weil man die Tiere im Herbst von der Weide nimmt und einstallt. Das diesjährige Jahr war laut meines Gastvaters «a complete disaster» wie er immer zu sagen pflegte. Oft musste er sich zur Beruhigung wieder eine Zigarette drehen. Das ganze Jahr regnete es, ausser im Juni, was er auch noch nie erlebt hatte. Die Stimmung war verständlicherweise gedämpft, jedoch immer zuversichtlich.

Die Monate August und September standen ganz im Zeichen der Gersten-, Stroh- und Silageernte, die mit kurzen Trockentagen mit Schlammschlachten und wiederkehrendes Verzetten und Aufmahden versehen waren. Im Oktober waren wir gezwungen die Tiere um einen Monat verfrüht einzustallen. Der letzte Silageschnitt wurde aufgrund der extremen Nässe ausgelassen (teilweise 2-3 Schnitte im Jahr) und wir kümmerten uns bis November um das Impfen und Behandeln der Tiere (z.B. gegen Würmer und Läuse). Im November und Dezember standen das Einwintern und Reparieren des Fuhrparks wie auch das Trockenstellen der Kühe auf dem Plan.

An den Wochenenden hatte ich frei und nutzte die Zeit teils mit meinen Freunden und meiner Familie aus der Schweiz, um die irische Kultur kennen zu lernen. Ich durfte ein sehr gastfreundliches und musikalisches Land entdecken, das in der Geschichte durch viele Hungersnöte, Unterdrückungen und Bürgerkriege gezeichnet war und teils noch heute mit fundamentalen Konflikten zu kämpfen hat. Ein Land, das in den letzten 10 - 20 Jahren einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung erlebte und doch ein bisschen nachhinkend scheint bezüglich der Infrastruktur. Während meines Aufenthalts wurde mir sehr bewusst, was wir in der Schweiz für Privilegien, Werte und Standards pflegen wie auch geniessen dürfen, die jedoch nicht selbstverständlich sind.

Ich würde allerdings sehr gerne nochmals nach Irland gehen, da die Menschen mir durch ihre sehr offene und lebensfrohe Art imponiert haben. Ich kann diese Erfahrung jedem weiterempfehlen und schaue sehr gerne zurück.

Ich danke herzlichst dem Berufs- und Ausbildungszentrum Buchs Sargans St. Gallen und den involvierten Abteilungen des Schweizer Bauernverbandes für diese eindrückliche Erfahrung, die ich machen durfte und freue mich, das dortige Gesehene und Erlebte mitzunehmen.

Weitere Informationen zu Irland:

Willst auch du dein Abenteur in Irland beginnen? Dazu haben wir weitere Informationen oder melde dich gleich bei uns. Bitte beachte dass ein Praktikum in Irland nur für Leute, welche noch in der Ausbildung sind möglich ist.